Kunst und Kaffee in Neuwied

August 9, 2016 von Sarah Heuser - Keine Kommentare

Für den Rheinland-Pfalz-Takt darf ich in diesem Jahr mehrere Ausflüge nach Rheinland-Pfalz machen und darüber bei Bonn entdecken berichten. Da ich bisher noch nicht so oft bei unseren Nachbarn im Süden zu Besuch war, ist dies eine gute Gelegenheit, das Bundesland mal ein wenig besser kennenzulernen. Die einzige Bedingung: Die Ausflüge sollen mit dem ÖPNV zu machen sein – kein Problem, da ich eh kein Auto habe und ständig mit Bus und Bahn unterwegs bin!

Bis zum 11. September läuft in der Stadt Galerie Neuwied noch eine Ausstellung der Fotografin Herlinde Koelbl. Grund genug für mich, einen Ausflug nach Neuwied zu machen und mir neben der Ausstellung auch die Stadt ein wenig anzusehen.

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Die ersten Eindrücke auf dem Weg vom Bahnhof in die Innenstadt

Der erste Eindruck

Am Vormittag mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof Bonn-Beuel. Von hier aus braucht die Regionalbahn nur eine knappe Stunde bis Neuwied, mein Ziel ist also schnell und einfach zu erreichen. Das Wetter ist heute mal wieder nicht so toll – bewölkt ist es und ab und zu regnet es ein bisschen. Eigentlich das ideale Wetter für einen Museumsbesuch. Der Weg vom Bahnhof Neuwied bis zur Stadt Galerie führt mich allerdings erst einmal quer durch die Innenstadt. Mein erster Eindruck von der Stadt fällt eher nüchtern aus: Neben schönen alten Häusern – die meisten aber in schlechtem Zustand – stehen Bausünden aus den 50er und 60er Jahren. Nichts passt so richtig zusammen, habe ich das Gefühl. Dazu kommt, dass die Straßen wie leergefegt sind und auch die Fußgängerzone mit einigen leerstehenden Geschäften überzeugt mich nicht. Es gibt viele Baustellen und offenbar wird derzeit vieles neu geplant und modernisiert. Wie ein Touristenmagnet wirkt Neuwied im jetzigen Zustand erst einmal nicht. Ein paar nette Ecken werde ich im Laufe des Tages aber noch entdecken.

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Schloss Neuwied

Schloss Neuwied und die Deichanlage

Erst als ich am Schloss ankomme, wird die Umgebung ein bisschen einladender. Zwischen dem Schloss Neuwied und dem Rhein verläuft ein Weg für Spaziergänger, den ich ein Stück entlang laufe. Hier kann man schön entspannen und auf einer der vielen Parkbänke eine Pause einlegen. Nebenan befindet sich der Schlosspark, der zur Zeit allerdings geschlossen zu sein scheint. Auch hier findet wohl grade eine Umgestaltung statt.

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Ein Spaziergang entlang des Rheins

Der Hochwasserschutzdeich verläuft ebenfalls entlang der Rheinpromenade. Der Deich wurde von 1928 bis 1931 auf Initiative des Bürgermeisters Robert Krups gebaut und hat insgesamt eine Länge von 7,5 km. Der Rheinwasserstand wird am Pegelturm gemessen und dient als Grundlage für alle Steuerungen des örtlichen Hochwassereinsatzes. Im Deichinformationszentrum Neuwied kann man noch mehr über das Hochwasserschutzsystem der Stadt erfahren.

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Der Pegelturm auf der Deichanlage

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Eindrücke entlang der Deichanlage

Herlinde Koelbl – Kleider machen Leute

Nach meinem kleinen Spaziergang mache ich mich auf den Weg zur Stadt Galerie. Die Ausstellung der Fotografin Herlinde Koelbl zeigt Doppelporträts von Menschen in ihrer Berufs- und ihrer Alltagskleidung und stellt damit den Gegenstatz zwischen öffentlichem und privatem Menschen dar. Ergänzt werden die Bilder durch kurze Texte, in denen die porträtierten Menschen ihren Beruf beschreiben und davon berichten, wie sich ihre Selbstwahrnehmung und Wirkung auf andere durch ihre Uniform bzw. Berufskleidung verändert.

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Die Stadt Galerie in der alten Mennonitenkirche

Die Räumlichkeiten der Galerie sind einladend und ich bin überrascht über die Größe der Ausstellung. Durch ihre Schlichtheit sind die Porträts recht schnell erfasst, doch die Texte zu jedem einzelnen Bildpaar geben interessante Aufschlüsse über die abgebildeten Personen. In dem kleinen Museums-Shop gibt es neben dem Bildband zur Arbeit „Kleider machen Leute“ auch noch einige andere Bücher der Fotografin sowie ein paar schöne Souvenirs. Ein Besuch in dieser Galerie ist auf jeden Fall empfehlenswert.

Kaffee und Kuchen

Von dem netten Herrn an der Kasse der Stadt Galerie habe ich den Tipp bekommen, dass es am Ende der Fußgängerzone ein Café gibt, das den besten Kaffee der Stadt und selbst gebackenen Kuchen anbieten soll. In Engel’s Kafeerösterei lege ich eine Pause ein und schaue mir bei Cappuccino und Kuchen das Treiben auf der Einkaufsstraße an. Mittlerweile sind mehr Menschen auf der Straße und bei näherem Hinsehen entdecke ich nun auch das eine oder andere ansprechende Modegeschäft. Nach einer kurzen Shopping-Tour mache ich mich über Umwege wieder auf den Weg zum Bahnhof.

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Das Herrnhuter Viertel

Ein Gang durch das Herrnhuter Viertel

Auf meinem Spaziergang zurück zum Bahnhof entdecke ich durch Zufall die Friedrichstraße, die mich durch ihre schönen, bunten Häuser und die toll verzierten, alten Holztüren direkt anspricht. Eine Plakette an einem der Häuser gibt Aufschluss: Es handelt sich um das Herrnhuter Viertel, in dem die Religionsgemeinschaft Herrnhuter Brüdergemeine seit dem 18. Jahrhundert eine Heimat gefunden hat. Auch heute noch wird dort ein Kindergarten und ein Altenheim von der evangelischen Freikirche betrieben. Ich bin froh, diese Straße noch gefunden zu haben, sie versöhnt mich wieder ein bisschen mit der sonst etwas trist wirkenden Stadt. Vielleicht sollte ich in ein paar Jahren noch einmal wieder kommen, wenn die Parkanlage und die Baustellen fertiggestellt sind und die Stadt insgesamt einen stimmigeren Eindruck macht. Und vielleicht gibt es dann ja auch wieder eine interessante Ausstellung in der Stadt Galerie Neuwied.


004Sarah Larissa Heuser lebt seit 2014 in Bonn und genießt es, ihren neuen Wohnort zu erkunden. Seit 2009 arbeitet sie als freiberufliche Fotografin und beschäftigt sich hauptsächlich mit Porträtfotografie.

In Berlin hat sie außerdem als Bildredakteurin gearbeitet und sich viel mit Themen aus der Gastronomie und Kulturszene beschäftigt. Sie liebt traurige Filme, laute Konzerte und gutes Essen. Auf ihrer Internetseite www.tonlosekunst.de kann man sich ihre Arbeiten ansehen.